3 Fragen an Sophie Tschannett / Recruiting und Training der Guides bei SHADES TOURS
Was machst du bei SHADES TOURS?
Ich bin die Erstanlaufstelle für alle Guides, sowohl für die neuen als auch die erfahrenen. Je nachdem was sie brauchen, um sich gut zu entwickeln, variieren meine Aufgaben.
Hauptsächlich bin ich dafür verantwortlich, neue Guides zu finden, sie mit dem Projekt vertraut zu machen und sie soweit zu unterstützen, dass sie unsere Touren leiten können. Dafür braucht es viel Feingefühl, Geduld und manchmal auch ein dickes Fell. Angefangen vom Telefonieren mit Einrichtungsleiter_innen bis hin zum Begleiten der Guides bei ihren ersten Touren und zur Organisation von Weiterbildungen ist alles dabei.
Warum arbeitest du bei SHADES TOURS?
Ich bin Sozialarbeiterin und arbeite mittlerweile seit fast drei Jahren als Streetworkerin mit obdachlosen Menschen. Dabei stoße ich häufig an die unterschiedlichesten Grenzen, wenn es darum geht diese Menschen unterstützen zu wollen - seien es rechtliche Vorschriften, Auflagen der Wienerwohnungsloshilfe oder individuelle Gründe der Klient_innen. Ich bin als Streetworkerin hauptsächlich für die basale Versorgung dieser Menschen verantwortlich (Vermittlung von Notquartiern, Abklärung von Ansprüchen, Versorgung mit Essen und Trinken, Weitergabe von Informationen, Ausgabe von Kleidung und Schlafsäcken, Beziehungsaufbau, etc.). Dabei geht es in den meisten Fällen eher um den Erhalt der IST Situation.
Die positive (Weiter)Entwicklung der Menschen bekommt man eher weniger mit. Ich habe festgestellt, dass ich das unbedingt brauche, um gut arbeiten zu können. Bei SHADES TOURS habe ich jetzt glücklicherweise die Möglichkeit dazu. Als Social Business ergibt sich ein größerer Spielraum, der es uns ermöglicht sehr individuell mit den Guides zu arbeiten und sie auf unterschiedlichen Ebenen zu unterstützen und weiterzuentwickeln.
Welches Highlight ist dir in Erinnerung geblieben?
Puuuh... da gibt es Einige, eines herauszupicken ist tatsächlich schwer. Wobei: Es gibt eine Geschichte die mir besonders unter die Haut gegangen ist.
Folgendes ist passiert: Es war Ende Juni und eine Schulklasse war mit unseren Guides auf Tour.
Der Grund, warum die Lehrerin eine Tour bei uns buchte war, den Schüler_innen eine Art Denkzettel zu verpassen, denn... Ein paar Wochen zuvor bat sie ihre Schüler_innen das Waschbecken inklusive der Teehäferl im Klassenraum zu säubern. Als die Lehrerin wenig später nach dem rechten sehen wollte, musste sie feststellen, dass die Häferl weg waren. Die Schüler_innen haben sie nicht gereiningt, sondern allesamt in den Mistkübel befördert. Natürlich war das Entsetzen der Lehrerin groß! Sie wollte also etwas unternehmen, um ihre Schüler_innen daran zu erinnern, dass der Reichtum, in dem sie leben, keine Selbstverständlichkeit ist.
So kam es dann, dass die Klasse gemeinsam auf SHADES TOURS Tour ging. Der Guide hatte zu diesem Zeitpunkt wieder seit genau einem Jahr seine eigenen vier Wände und erzählte den Schüler_innen, dass es scheinbar geläufig ist, in der Obdachloseneinrichtung, in der er früher auch genächtigt hat, nach einem Jahr in der Obdachlosigkeit von den anderen Klient_innen eine Torte geschenkt zu bekommen.
Er wollte das auf alle Fälle vermeiden, nur kein Jahr in dieser Einrichtung. Darum erzählte er nebenbei, dass er sich am nächsten Tag selbst eine Torte kaufen wird, um sein Jubiläum in seinem eigenen Zuhause zu feiern. Die Klasse war daraufhin so berührt, dass sie die Lehrerin nach der Tour gebeten haben, mit unserer Chefin Perrine abzusprechen, dass sie selbst diese Torte kaufen wollen, um sie unserem Guide zu schenken. Gesagt - getan, am nächsten Tag saß das gesamte Team zusammen, um auf das einjährige Wohnungsjubiläum anzustoßen und ihm das Billet und die Torte der Schüler_innen zu überreichen. Diese Geste hat ihn zu Tränen gerührt.
Diese Geschichte zeigt einfach so wunderschön, welche Entwicklungen und Veränderungen durch unsere Touren möglich sind. Ich habe heute noch Gänsehaut, wenn ich an diese Geschichte zurück denke :-)!
Erfahre mehr über SHADES TOURS oder komm mit auf eine Tour!
(C) Isabella Simon