So sieht eine Lehrerin SHADES TOURS

So sieht eine Lehrerin SHADES TOURS
Seit 5 Jahren organisiert die WKO “Lehrer_innen in der Wirtschaft”. Hierbei werden Lehrer_innen für 3 Tage in einem ausgewählten Unternehmen platziert, um hinter den Kulissen der beruflichen Praxis zu schnuppern und ihren Schützlingen davon berichten zu können.
 
SHADES TOURS war als eines der Unternehmen dabei und wir konnten dabei nicht nur Einblicke geben, sondern selbst auch pädagogische Einsichten für uns gewinnen.  Wir bedanken uns für die fruchtbaren und interessanten Tage, die unsere Praktikantin Frau Altrichter bei uns verbracht hat und möchten gerne ihre Eindrücke mit euch teilen. Eine schöne Win-Win-Situation!
 
Ingeborg präsentiert SHADES TOURS in der Berufsschule 

“Ingeborg präsentiert die Arbeit von SHADES TOURS zum Thema Armut und Obdachlosigkeit zwei Klassen einer Berufsschule. Die jungen Erwachsenen (im Durchschnitt 17 Jahre) sind ungewöhnlich aufmerksam und lauschen gespannt den Berichten von Ingeborg. Kein einziges Handy ist zu sehen – ein Zeichen für ehrliches Interesse an dem Thema. 

Anfangs fällt es den jungen Damen und Herren noch schwer in Dialog zu treten; zu sehr scheinen sie betroffen zu sein, dass hier eine Frau vor ihnen steht, die bereit ist zu sagen: „Ja, ich war obdachlos und ich spreche aus eigener Erfahrung.“ Gleichzeitig scheinen die SchülerInnen auch davon überrascht zu sein, dass sich das Aussehen und Auftreten von Ingeborg nicht mit den klischeehaften Vorstellungen von Obdachlosigkeit deckt.

Ingeborg gelingt es jedoch nach einiger Zeit, die jungen Menschen doch zu ermutigen, Fragen zu stellen oder über eigene Erfahrungen zu berichten. Und tatsächlich werden nicht nur interessierte Fragen gestellt, sondern auch berührende Geschichten über eigene Erfahrungen mit obdachlosen Menschen erzählt. Es zeigt sich dabei, dass die jungen Damen und Herren offensichtlich unbefangener mit Obdachlosen in der Öffentlichkeit umgehen können als Erwachsene in der Lebensmitte. Ingeborg zeigt ehrliche Freude darüber, wenn die SchülerInnen erzählen, dass sie obdachlosen Menschen geholfen haben oder mit ihnen gesprochen haben. Sie ermutigt sie auch, weiterhin so hilfsbereit zu sein und gibt ihnen zu verstehen, dass es für einen obdachlosen Menschen kaum etwas Wichtigeres gibt, als das Gefühl vermittelt zu bekommen, ein wertvoller Mensch zu sein, der auch ehrlichen Herzens wahrgenommen wird.

Während der fast zweistündigen Präsentation wird es direkt körperlich spürbar, dass das Bedürfnis zu helfen groß ist. Eine Schülerin fragt sogar, ob man in der Gruft ehrenamtlich mitarbeiten kann. Und als Ingeborg erklärt, dass es zu wenige Sachspenden speziell für obdachlose Frauen gibt, wird auch ohne Worte klar, dass die jungen Damen bereits überlegen, was sie entbehren und gemeinsam mit ihrer Lehrkraft spenden könnten. (z.B. Nagellack, Schminkutensilien, Damenunterwäsche, Hygieneartikel,…..)

Am Ende der Präsentation, die für alle viel zu rasch vergangen ist, stellt auch die zuständige Lehrkraft fest, dass die Präsentation von Ingeborg für sie gerade deshalb so spannend war, weil es doch einen größeren Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Obdachlosigkeit gibt als gedacht.

Fazit: Ich persönlich habe den Eindruck, dass die jungen Erwachsenen sehr betroffen waren, weil sie erkannt haben, dass Obdachlosigkeit tatsächlich Menschen trifft, die über Jahrzehnte „normale Arbeitnehmer“ waren und dass man diesen Menschen, die sich mit unheimlich viel Kraft zurück ins „normale Leben“ kämpfen wirklich mit Hochachtung begegnen muss. Ich denke, dass die SchülerInnen nun eine andere Vorstellung von dem Schicksal Obdachlosigkeit haben – eine Vorstellung gereinigt von klischeehaften Bildern.

Ich bin sicher, dass solche Präsentationen von SHADES TOURS Touren zu den sozialen Brennpunktthemen unserer Gesellschaft ein wichtiger Beitrag sind, um jungen Menschen bei der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen wie Toleranz, Abbau von Vorurteilen, Empathie und urteilfreies Annehmen eines Mitmenschen zu unterstützen.”

 

Norbert führt eine Gruppe einer HAK: Tour zum Thema Armut und Obdachlosigkeit durch die Gumpendorfer Straße bis zum Esterházypark 

“Eine Gruppe Burschen und Mädchen einer dritten Klasse HAK und ihr Lehrer warten auf den Guide. „Echt, das ist der Guide?“, scheinen die SchülerInnen zu denken, als Norbert sie begrüßt. Obdachlosigkeit und Norbert – wie passt das zusammen? Norbert ist eine äußerst gepflegte Erscheinung; man könnte meinen, er käme frisch vom Friseur; seine Kleidung ist farblich abgestimmt und wirkt keineswegs ärmlich. Und doch ist das erste, das er den jungen Menschen zu verstehen gibt: „Ja, ich bin ein Betroffener.“ 

Schnell wird auch klar, warum wir uns am Lutherplatz vor der Kirche treffen – hier nämlich bekommt ein Obdachloser viermal in der Woche ein Mittagessen. Die Jugendlichen, die vor ein paar Minuten noch beim Spar waren und schnell noch Getränke und Schokolade eingekauft haben, erfahren wie es ist, wenn man keinen Cent zur Verfügung hat und darauf angewiesen ist, dass andere kostenloses Essen zur Verfügung stellen. Norbert erzählt, dass er erst am dritten Tag seiner Obdachlosigkeit gewagt hat, in der Gruft um Essen zu bitten. Die eigene Scham muss überwunden werden und das schafft man meist erst dann zum ersten Mal, wenn der Hunger schon so groß ist, dass man sich dem Zusammenbruch nahe fühlt. Kaum jemand von uns kennt so ein Gefühl, aber betroffen macht es trotzdem.

Nächster Stopp: das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern. Wie stellen sich junge Menschen die ärztliche Betreuung von Obdachlosen vor? Auch hier macht sich Betroffenheit breit – Gesundheit und ärztliche Versorgung ist auch in einem Sozialstaat wie Österreich kein selbstverständliches Gut. Erstmals erfährt man von Norbert, dass es nicht nur einen Suppenbus gibt, sondern auch einen Louise-Bus; eine fahrende Ordination, die Obdachlosen ärztliche Hilfe anbietet.

Nächster Stopp: Ester. Warum wohl gibt es ein Tageszentrum nur für Frauen? Welche Bedürfnisse haben obdachlose Frauen? Die jungen Damen der HAK, sehr cool gekleidet und sehr professionell geschminkt, nehmen nachdenklich wahr, dass auch obdachlose Frauen das Bedürfnis haben, einmal wieder richtig Frau sein zu können. Auch das ist ein wichtiges Bedürfnis.

Letzter Stopp: Esterhàzypark in der Nähe der Gruft. Obwohl schon fast zwei Stunden vergangen sind, hängen die SchülerInnen noch an den Lippen von Norbert. Es gelingt ihm immer wieder die jungen Menschen zu interessieren und aus der beobachtenden Position kann man sehr gut erkennen, dass die jungen Menschen Obdachlosigkeit aus einer neuen Perspektive wahrnehmen. Auch Menschen wie Norbert, der viele Jahre erfolgreich im Berufsleben gestanden ist, kann Obdachlosigkeit passieren. Sie erkennen aus seinen sehr persönlichen Schilderungen, dass obdachlose Menschen nicht bloß „rumhängen“, sondern beinahe den ganzen Tag damit beschäftigt sind, ihr Leben zu organisieren. Auch und vor allem obdachlose Menschen haben viele komplizierte Amtswege zu erledigen; es gibt genügend Essensangebote, aber man muss den Weg zu den unterschiedlichen Organisationen zurücklegen; man kann sich pflegen und die Wäsche einigermaßen sauber halten, aber auch das bedarf entsprechender Organisation; und all das kostet Zeit und ganz viel Energie. 

Sich selbst nicht aufzugeben, ist die tägliche Herausforderung eines Obdachlosen. An sich selbst zu glauben und sich selbst die Menschenwürde nicht abzusprechen – es klingt selbstverständlich und einfach, aber genau das ist es nicht; nicht für Menschen in ihrem Arbeitsalltag und schon gar nicht für obdachlose Menschen.

Fazit: Ich bin sicher, dass die SchülerInnen der HAK noch sehr wertvolle Gespräche mit ihrem engagierten Lehrer führen werden. Die Betroffenheit war spürbar, die Erkenntnis, dass die Vorurteile, die man im Kopf hat, nicht zu den Berichten von Norbert passen, sichtbar. Die Exkursion der HAK nach Wien, um unter anderem an SHADES TOURS teilzunehmen, hat ganz sicher das Bild und die Einstellung der jungen Menschen zum Thema Armut und Obdachlosigkeit nachhaltig verändert.”

Wollen Sie  SHADES TOURS auch für Ihre Schüler_innen buchen? Zur Auswahl stehen die Themen Armut & Obdachlosigkeit, Flucht & Integration sowie Sucht & Drogen.

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